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Digitalpiano vs. Akustisches Klavier

Klavieranfänger stehen oft direkt zu Beginn vor einem großen Problem: Welches Instrument soll ich kaufen? Ein richtiges akustisches Klavier oder reicht auch ein Digitalpiano? Dieser Artikel soll dir die Kaufentscheidung erleichtern, kann sie dir aber nicht abnehmen. Beide Instrumente haben Vor- und Nachteile, die man vor einem Kauf unbedingt kennen sollte.

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Was soll ich kaufen? Ein akustisches Klavier oder reicht auch ein Digitalpiano? In diesem Artikel erfährst du mehr zum Thema

Digitalpiano

Digitalpianos sind die elektronische Variante eines Klaviers. Was bei einem Klavier rein mechanisch und akustisch erzeugt wird, geschieht beim Digitalpiano durch eine ausgeklügelte Elektronik. War der Klang von Digitalpianos noch vor 20 Jahren mehr als bescheiden und unterschied sich deutlich von dem eines akustischen Klaviers, ist dieser heutzutage hervorragend und je nach Preisklasse von dem eines Klaviers kaum zu unterscheiden.

 

Sampling

Digitalpianos arbeiten im Wesentlichen mit zwei unterschiedlichen Techniken: Weit verbreitet ist das Sampling. Beim Sampling wird eine “Probe” (engl. Sample) eines realen Klangs genommen und in ein computerlesbares Format gebracht (also in Nullen und Einsen umgewandelt). Der so digitalisierte Klang kann nun entsprechend bearbeitet und wiedergegeben werden.

Die Hersteller von Digitalpianos sampeln also den Klang eines Flügels oder eines Klaviers und bereiten diesen für die spätere Wiedergabe mit dem Digitalpiano auf. Je nach Preisklasse wird dabei jede Taste eines Klaviers gesampelt oder eine Auswahl an Tasten. Die Lücken werden dann später durch Transposition der Samples gefüllt. Bei hochwertigen Digitalpianos ist sogar jede Taste mehrfach mit verschiedenen Anschlagstärken gesampelt, um später möglichst die volle Dynamik des Originalinstruments mit dem Digitalpiano abbilden zu können.

Entscheidend für den Klang ist außerdem die Länge des Samples. Töne des Klaviers klingen unterschiedlich lange aus. Schlägt man eine Taste an einem Klavier an, klingen die Töne in Abhängigkeit von der Anschlagstärke und von der Tonhöhe über eine längere oder kürzere Zeitdauer aus. Lässt man die Taste los, sorgen die Dämpfer im Klavier dafür, dass der Ton verstummt, indem die Saiten am weiteren Schwingen gehindert werden.

Günstige Digitalpianos bilden diese als “Release-Phase” bezeichnete Dauer auf mathematischem Wege nach, indem sie einen kurzen Zeitabschnitt des Samples beständig wiederholen (“loopen”) und die Hüllkurve so programmieren, dass die Lautstärke kontinuierlich abnimmt.

Bessere Digitalpianos haben die komplette Ausklingzeit des Instruments gesampelt und spielen bei gehaltener Taste das Sample ohne Loops genauso ab, wie es beim akustischen Vorbild klingen würde. Ein solches Sample ohne Loops klingt erheblich natürlichlicher.

Es gibt also zwei wesentliche Merkmale für gute Digitalpianos: Nicht geloopte Samples pro Taste und Velocity Switching mit eigenen Samples pro Dynamikstufe. Je mehr Velocity Switches existieren, desto dynamischer und damit ausdrucksstärker lässt sich das Digitalpiano spielen.

Physical Modelling

Die zweite Möglichkeit, einen elektronischen Klavierklang zu erzeugen, ist über Physical Modelling. Beim Physical Modelling wird nicht ein echtes Klavier gesampelt, sondern seine Eigenschaften werden in Form eines mathematischen Modells errechnet. Man versucht also, das Klavier und seine Klangerzeugung mittels eines mathematischen Modells komplett abzubilden.

Heutige Instrumente, die mit Physical Modelling arbeiten, erzielen fantastische Ergebnisse, weil mittlerweile die Computer schnell genug sind, um in Echtzeit hochkomplexe Modelle zu berechnen. Das Besondere am Physical Modelling ist, dass sich alle Parameter eines solchen mathematischen Modells verändern lassen. So können mit einem einzelnen Modell sehr verschiedene Klänge erzeugt werden.

Was mit Physical Modelling noch nicht so gut gelingt, ist ein spezifisches Instrument nachzubilden. Ein Physical Modelling Digitalpiano klingt dann nach Klavier, aber nicht unbedingt genau wie ein bestimmtes Steinway Modell oder ein bestimmter Bösendorfer Flügel.

Saitenresonanzen

Bei einem richtigen Klavier schwingen gerade bei Gebrauch des Pedals nicht nur die Saiten der gerade angeschlagenen Taste, sondern auch andere Saiten im Instrument. Dies Saitenresonanzen verleihen dem Klavier seinen beeindruckenden und mächtigen Klang. Fehlen die Saitenresonanzen, hört sich ein Klavier steriler und langweiliger an.

Gute Digitalpianos bilden diese Saitenresonanzen nach, indem sie berechnen, welche Saiten bei einem akustischen Instrument mitschwingen würden. Oftmals lässt sich der Effekt ein- und ausschalten.

Klangwiedergabe

Unabhängig von der Form der Klangerzeugung ist beim Digitalpiano die Klangwiedergabe über Lautsprecher ein entscheidendes Element. Das schönste Flügel-Sample nützt nichts, wenn die Wiedergabe über Lautsprecher später unnatürlich klingt.

Bei einem richtigen Klavier kommt der Klang gefühlt aus dem gesamten Instrument und erfüllt schnell den Raum. Das hat vor allem mit dem Resonanzboden zu tun, der den Klang der schwingenden Saiten verstärkt und als Schall an den Raum übergibt.

Bei einem Digitalpiano übernehmen Lautsprecher diese Funktion. Je nachdem, wie viele Lautsprecher genutzt werden, wie kräftig deren Verstärker ist und wie die Lautsprecher im Digitalpiano positioniert sind, klingt es entweder natürlich oder eben nach einem elektronischen Instrument.

Einige teure Digitalpianos arbeiten mit einem Resonanzboden, an dem die Lautsprecher befestigt sind und der von diesen zur Schwingung angeregt wird, um das Klangverhalten eines akustischen Klaviers zu imitieren. Es gibt sogar digitale Flügel, die ähnlich konzipiert sind wie ein richtiger Flügel und bei dem die Lautsprecher den geöffneten Deckel anstrahlen, der dann wiederum die Schallwellen reflektiert und in den Raum umleitet.

Günstige Instrumente arbeiten meistens mit direktabstrahlenden Lautsprechern an der Oberseite des Instruments, bessere Instrumente mit indirekt abstrahlenden Lautsprechern an der Unterseite. Bei manchen Digitalpianos strahlen die Höhen direkt über kleine Lautsprecher, die oberhalb der Tastatur eingelassen sind, ab, während die Mitten und Bässe aus Lautsprechern kommen, die unterhalb des Spieltisches nach unten abstrahlen oder alternativ an der Rückseite eingelassen sind und nach hinten abstrahlen.

Wichtig ist, dass das Lautsprechersystem kräftig genug ist, um beim Spielen im oberen Dynamikbereich auch die Klanggewalt eines akustischen Instruments verzerrungsfrei zu erreichen. Bei günstigen Modellen mit wenig Leistung ist das kaum möglich.

Polyphonie

Die meisten elektronischen Musikinstrumente verfügen über eine maximale Polyphonie. Jeder einzelne Ton wird von einem sogenannten Oszillator erzeugt. Der Oszillator spielt zum Beispiel bei einem Instrument, das mit Sampling arbeitet, das einzelne Sample ab. Die Zahl der Oszillatoren bestimmt die maximale Polyphonie, sprich die maximal mögliche Anzahl an simultan spielenden Klängen.

Warum ist das wichtig? Ich besitze doch nur 10 Finger. Ganz einfach: Spielst du mit dem Haltepedal, wird das gerade gespielte Sample auch dann noch abgespielt, wenn die Taste längst losgelassen wurde. Je länger du das Haltepedal gedrückt hältst, desto mehr Samples müssen gleichzeitig abgespielt werden. Ist die maximale Polyphonie aufgebraucht, wird der zuerst gespielte Ton zugunsten des zuletzt gespielten Tons abgeschnitten.

Bei einem richtigen Klavier bestehen solche Einschränkungen selbstverständlich nicht. Hier können alle 88 Tasten gleichzeitig erklingen.

Nun besitzen moderne Digitalpianos in der Regel eine Polyphonie von 128 und mehr Stimmen. Beim normalen Gebrauch und gutem Pedaleinsatz wird deshalb kein “Stimmenklau” bemerkbar sein. Günstigere Instrumente besitzen oft nur 64 Stimmen (oder sogar nur 32). Das ist definitiv zu wenig. Es gibt nämlich immer auch Stücke, bei denen das Pedal länger gehalten werden muss. Insbesondere ab der Romantik haben die Komponisten das Pedal mehr und mehr als Effekt eingesetzt und nicht mehr nur zum Legatospiel. Spielt man dann vollgriffige Akkorde in beiden Händen und hält das Pedal über einen Takt oder länger, kann sich die zu geringe Polyphonie bemerkbar machen.

Übrigens: Bei vielen Instrumenten, die mit Physical Modelling arbeiten, spielt Polyphonie keine Rolle, sie sind immer vollpolyphon spielbar, wie zum Beispiel auch E-Orgeln oder die String Synthesizer der 1970er Jahre, die mit einer Frequenzteilerschaltung arbeiten.

Tastatur

Der letzte und nicht zu vernachlässigende Punkt ist die Tastatur. Ein akustisches Klavier und ein Flügel besitzen 88 Tasten. Durch die Mechanik, die beim Drücken einer Taste in Gang gesetzt werden muss, besitzt jede Taste einen deutlichen Druckpunkt und Widerstand.

Durch das Drücken der Taste, die eine Art Wippe darstellt, wird im Innern des Klaviers das Hämmerchen bewegt, dessen Hammerkopf auf die Saiten für den jeweiligen Ton schlägt und dadurch die Saiten zum Schwingen anregt. Je schneller ich die Taste anschlage, desto schneller schlägt das Hämmerchen die Saiten an und desto mehr Kraft wird auf die Saiten übertragen, die dann mit größerer Amplitude schwingen, also einen lauteren Ton erzeugen.

Dieses Verhalten wird von Digitalpianos nachgebildet, indem man eine sogenannte Hammermechanik nutzt. Hier gibt es ganz unterschiedliche Konzepte der jeweiligen Hersteller und in den verschiedenen Preisklassen. Bei sehr teuren Digitalpianos wird die komplette Mechanik eines Klaviers oder Flügels nachgebildet, sodass das Spielgefühl identisch ist. Es fehlen halt nur die Saiten. Stattdessen erfassen Sensoren alle wichtigen Parameter und leiten diese an die Klangerzeugung weiter. Bei günstigeren Modellen ist ein Gewicht integriert, dass den Widerstand beim Drücken der Taste erzeugen soll.

Je besser die Tastatur ist, desto besser das spätere Spielgefühl und desto besser die sich daraus entwickelnde Spieltechnik!

Die Tastatur ist zudem maßgeblich daran beteiligt, wie das eigene Spiel in Klang umgesetzt wird. Gute Tastaturen haben mehrere Sensoren pro Taste, die erfassen, wie schnell diese angeschlagen wird. Je nach Geschwindigkeit (Velocity) wird dann das zur Spieldynamik passende Sample abgespielt (Pianissimo-Sample, ein Mezzoforte Sample oder Fortissimo-Sample zum Beispiel). Manche Hersteller arbeiten mit Dreifachsensoren (Triple Sensor) andere mit sogar mit noch mehr Sensoren. Bei sehr günstigen Instrumenten kommt ein einzelner Sensor zum Einsatz.

Bei einem echten Klavier besteht die Taste im Innern aus einem Holzkern, der von Kunststoff überzogen ist. Früher wurde dazu Elfenbein für die weißen Tasten und Ebenholz für die schwarzen Tasten genutzt (“Ebony & Ivory”, du kennst vielleicht das Lied von Paul McCartney und Stevie Wonder, bei dem es um das Klavier geht). Aus verständlichen Gründen macht man das heute nicht mehr, sondern nutzt Kunststoff. Manchmal wird aber das Spielgefühl, das sich bei einer Oberfläche aus Elfenbein und Ebenholz ergibt, nachgebildet, indem zum Beispiel die schwarzen Tasten leicht angeraut werden.

Wichtiger als die Oberfläche der Taste ist allerdings der Holzkern, denn dieser verleiht der Taste ein Gewicht und bestimmt maßgeblich das Spielgefühl.

Klangfarben

Viele Hersteller setzen bei ihren Digitalpianos auf eine Fülle von Klangfarben oder integrieren sogar die Funktionen eines Keyboards, wie zum Beispiel eine Begleitautomatik, Tastatur-Splits, Layer-Sounds (also zwei Sounds gleichzeitig) und mehr.

Natürlich macht es Spaß, mit all diesen Möglichkeiten zu spielen. Für das Klavierspiel sind sie aber nicht von Bedeutung. Hier zählt einzig und allein der Klavierklang. Oftmals stehen gleich mehrere Flügel-Sounds und Klavier-Sounds zur Auswahl. Es reicht im Prinzip ein einzelner hochwertiger Klavierklang aus. Gerade bei Sampling-Instrumenten ist Speicherplatz kostbar. Je mehr Sounds der Hersteller in den Speicher zwängen muss, desto weniger Speicherplatz und damit Sample-Dauer steht für das Klavier zur Verfügung. Manchmal werden alternative Klavierklänge aber auch nur durch den Einsatz von Equalizern oder Effekten erzeugt und nicht durch einen Satz alternativer Samples.

Effekte

Hall, Delay, Chorus, Surround – kaum ein aktuelles Digitalpiano verzichtet auf den Einsatz von Effekten. Effekte können eine schöne Sache sein, gerade dann, wenn man mit einem Kopfhörer spielt. Sie können aber auch einen eher mittelmäßigen Klang verschleiern. Klingt ein Digitalpiano nach dem Ausschalten der Effekte nicht mehr gut, versucht der Hersteller, den Klang durch den Effekteinsatz aufzuwerten. Besser ist es, wenn das Instrument auch ohne Hall, Chorus oder Surround-Effekte gut klingt und diese einfach eine weitere Klangfarbe im Repertoire des Instruments sind.

Warum überhaupt ein Digitalpiano?

Das Digitalpiano eignet sich insbesondere für all diejenigen, die empfindliche Nachbarn haben. Ein akustisches Instrument ist immer auch mit einer hohen Geräuschkulisse verbunden, die gerade im Falle eines Klaviers sehr hoch sein kann. Durch Körperschall über die Rohrleitungen der Zentralheizung, schwingende Decken und Böden sowie Wände überträgt sich der Schall eines akustischen Klaviers sehr gut von einer Wohnung in die andere oder sogar von einem Haus in ein anderes.

Empfindliche Nachbarn könnten sich durch das Klavierspiel belästigt fühlen. Zwar zeigt die aktuelle Rechtsprechung, dass es keine rechtliche Handhabe gegen das Klavierspiel (oder das Spielen anderer Instrumente) gibt, doch ein vergiftetes Verhältnis zu Nachbarn aufgrund eines lauten Klaviers wiegt oftmals schwer.

Ein Digitalpiano kann also eine gute Alternative sein, da es mit Kopfhörern gespielt werden kann, beziehungsweise sich die Lautstärke reduzieren lässt. Allerdings ist das zugleich der größte Nachteil des Instruments, denn übt man immer nur an einem in der Lautstärke gedrosselten Instrument, passt sich schnell die Spieltechnik entsprechend an und man wird später an einem akustischen Instrument eventuell viel zu kraftvoll spielen. Ist hingegen das Digitalpiano zu laut eingestellt, wirkt sich das ebenso negativ auf die Spielweise aus, die dann am Ende an einem akustischen Instrument dafür sorgt, dass man viel zu zaghaft spielt.

Dennoch kann man an einem Digitalpiano im Prinzip zu jeder Tages- und Nachtzeit üben, wenn man einen Kopfhörer nutzt.

Ein Digitalpiano verursacht außerdem überhaupt keine Wartungskosten, weil das Klavierstimmen entfällt. Bei einem akustischen Klavier wird mindestens einmal jährlich der Besuch des Klavierstimmers fällig. Nach einigen Jahren müssen zudem die Hammerköpfe überarbeitet werden und je nach Behandlung kann auch schon mal die eine oder andere Reparatur notwendig sein. Das kostet natürlich alles Geld. Das Digitalpiano hingegen ist immun gegen Umwelteinflüsse, die sich in der Stimmung niederschlagen und funktioniert, solange Strom vorhanden ist oder ein Bauteil defekt ist.

Was spricht für ein akustisches Klavier?

Für ein akustisches Klavier spricht nach wie vor der Klang und das Spielgefühl. Selbst ein günstiges akustisches Klavier wird von fortgeschrittenen Pianisten dem Digitalpiano oft vorgezogen. Die Klangentwicklung und -entfaltung ist eine andere und die Spielweise wird direkter in Klang umgesetzt.

Kostenvergleich

Vergleicht man den Preis eines neuen akustischen Klaviers mit dem Neupreis eines Digitalpianos, gewinnt das Digitalpiano. Günstige akustische Klavier starten bei circa 3500 Euro, während hier bereits die Oberklasse der Digitalpianos erreicht ist. Ein etwas besseres akustisches Klavier kostet 6000 Euro aufwärts. Hersteller wie Steinway & Sons oder Bösendorfer rufen selbst bei Klavieren Preise auf, die den Gegenwert eines Mittelklassefahrzeugs haben. Von Flügeln reden wir besser erst gar nicht.

Bei den Digitalpianos liegt die Einstiegsklasse bei 600 bis 800 Euro für ein Instrument eines namhaften Herstellers. Es geht auch günstiger, dann sind allerdings oft auch deutliche Abstriche zu machen. Die Mittelklasse liegt bei 800 bis 1500 Euro, darüber geht es in die gehobene Mittelklasse bis circa 3000 Euro, dann folgt die Oberklasse.

Aber: Auf dem Gebrauchtmarkt wimmelt es nur so von akustischen Klavieren. Hier lässt sich oft ein Schnäppchen machen und schon so mancher Interessent konnte ein gut erhaltenes Mittelklasse-Klavier für 1000 Euro abstauben und ein Instrument der Oberklasse für 3000 Euro. Viele Klavierbaumeister und Klavierstimmer restaurieren gebrauchte Instrumente und bieten diese dann mit Gewährleistung zum Wiederverkauf an. Wer also nicht 6000 Euro oder mehr für ein akustisches Instrument übrig hat und vor der Wahl steht, ein Digitalpiano in der Preisklasse von 1000 bis 3000 Euro zu kaufen, sollte sich unbedingt auf dem Gebrauchtmarkt umschauen, wenn dem Kauf eines akustischen Instruments ansonsten nichts entgegen steht.

Für Eltern, die sich unsicher sind, ob das Kind auch tatsächlich über einen längeren Zeitraum Spaß am Klavierspielen haben wird, ist der Kauf eines Digitalpianos eine bessere Alternative. Zwar ist auch hier der Wiederverkaufswert nicht sonderlich hoch, aber immerhin höher als beim akustischen Vorbild, das direkt nach Auslieferung wie ein Auto einen immensen Wertverlust hat. Instrumente der Einstiegsklasse und der Mittelklasse lassen sich oft schnell weiterverkaufen. Lediglich Instrumente der gehobenen Mittelklasse oder der Oberklasse sprechen nur wenige potentielle Käufer an und haben einen höheren Wertverlust.

Worauf beim Kauf zu achten ist

Zunächst einmal ist es wichtig, auf die Polyphonie zu schauen. Instrumente mit weniger als 128 Stimmen sind zwar für den Anfänger ausreichend, werden aber früher oder später ersetzt werden müssen.

Der Anfänger hört auch am Anfang nicht unbedingt, ob es sich um ein gelooptes Sample handelt oder nicht. Je weiter man beim Klavierspiel fortschreitet, desto sensibler reagiert man als Musiker jedoch auf solche Details.

Wichtig ist die Dynamik des Instruments. Tastaturen mit nur einem Sensor und wenigen Velocity Layers bei der Klangerzeugung verhindern ein entsprechend dynamisches Spiel. Bei einem richtigen Klavier ist der Klang nicht starr und er wird nicht nur leiser, er verändert seine tonale Qualität. Bei besseren Digitalpianos hört man einen deutlichen Unterschied, schlägt man die Taste nur leicht an. Der Klang ist nicht nur leiser, sondern auch dumpfer, während er bei kräftigen Anschlägen laut und strahlend hell mit vielen Höhen erklingt.

Die Tastatur sollte außerdem eine gute Spieltechnik begünstigen. Bei einem richtigen Klavier muss zum Beispiel die Taste nach dem Anschlag wieder komplett in ihre Ausgangsposition zurückgelassen werden, da sonst ein Folgeton nur sehr leise oder sogar gar nicht erklingt. Ein gutes Digitalpiano muss dieses Verhalten berücksichtigen, sonst gewöhnen sich die Klavierschüler an, die Tasten niemals ganz loszulassen und halten sie immer leicht gedrückt. Es sollte also vor dem Kauf überprüft werden, wie sich das Digitalpiano verhält, wenn die Taste nur zur Hälfte losgelassen wird und dann erneut gedrückt. Erklingt dann ein Ton, ist es ratsam, ein anderes Instrument zu kaufen.

Zuletzt ist die Lautstärke des Instruments wichtig. Ein Instrument, das beim Forte-Spiel dünn, leise oder gar verzerrt klingt, hat ein minderwertiges Lautsprechersystem mit zu wenig Leistung integriert. Ist der Klang raumfüllend oder sind die Lautsprecher deutlich zu orten? All das sollte im Musikgeschäft überprüft werden. Lasst dazu einen Verkäufer spielen und achtet auf diese Details. Spielt aber auch selbst einige Töne und macht euch mit der Tastatur vertraut. Wie fühlt sich diese an? Ist sie schwergängig oder sehr leichtgängig? Eine zu leichtgängige Tastatur sollte gemieden werden.

Zuletzt schaut euch die Notenablage an: Es sollten mindestens drei DIN A4-Seiten nebeneinander passen und sie sollte so stabil sein, dass auch ein schwerer und dicker Klavierband nicht zum Problem wird.

Was den Klang und sonstige Features angeht, entscheidet am Ende der eigene Geschmack. Hersteller wie Yamaha oder Kawai nutzen Samples ihrer eigenen Konzertflügel, andere Hersteller wie Casio oder Roland hingegegen haben bekannte Marken wie Bösendorfer, Steinway & Sons oder Bechstein als Vorlage für ihre Digitalpianos genommen. Bei Instrumenten mit Physical Modelling hingegen spielt das keine große Rolle. Hier sind die Klänge nicht gesampelt, sondern die Modelle anhand von Vorbildern erstellt. Probiert alles mal aus und kauft das, was euch am Besten gefällt.

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