Keyboarder in einer Band
Ein vielfältiger Job
Du hast schon einige Zeit Unterricht am Instrument und nur ein Ziel: Du möchtest als Keyboarder in einer Band spielen. Dieser Artikel erklärt dir, welche Aufgaben dich erwarten.
Aufgaben eines Band Keyboarders
Das Aufgabenfeld eines Band Keyboarders kann sehr vielschichtig sein. Im einfachsten Fall bist du ein Musiker wie jedes andere Band-Mitglied. Viel häufiger jedoch fallen dir zahlreiche Sonderaufgaben zu, die von den Mitmusikern entweder nicht erbracht werden können oder sie es schlicht nicht wollen.
Musikalisch spielst du mal im Hintergrund und hältst das Arrangement durch das Spielen von Flächen-Sounds (Strings, Pads, Orgel) zusammen. Manchmal trittst du aus dem Schatten heraus und spielst ein Solo, eine Hookline im Intro oder begleitest solistisch den Gesang. Adlibs gehören ebenso zu den Aufgaben eines Keyboards: Ein Glöckchen hier, ein Orchestra Hit oder Brass Stab da oder einige Fills dort.
Je nach Musikrichtung spielst du außerhalb oder innerhalb der Rhythmusgruppe. Der Keyboarder einer Funk oder Sould Band ist definitiv Part der Rhythm Section, während der typische “Teppichleger” sich um das Zusammenspiel mit Gitarre, Bass und Schlagzeug weniger Gedanken machen muss.
Das intensive Beschäftigen mit Technik, Synthese, Sampling und Arrangement gehört für Band Keyboarder zum Pflicht-Repertoire. Du musst eine viel größere Bandbreite an Sounds abliefern als jeder andere Musiker in der Band.
Zusatzaufgaben
Keyboarder sehen sich auf der Bühne und im Proberaum häufig mit zahlreichen Zusatzaufgaben konfrontiert. Aktuelle Chart-Musik setzt einen sehr großen Schwerpunkt auf Keyboards. Arrangements sind häufig geradezu mit synthetischen Sound-Elementen überfrachtet. Spielst du in diesem Genre (zum Beispiel in einer Top 40-Band), wird in der Regel von dir erwartet, viele dieser Elemente zu spielen. Was live nicht geht, kommt vom Sequenzer oder wird in Form von Backing Tracks eingespielt. Arpeggiator spielen ebenfalls häufig eine große Rolle.
In der Regel obliegt die Aufgabe, den Sequenzer zu programmieren, Backing Tracks vorzubereiten und das alles auf der Bühne zu betreuen, dem Keyboarder. Computer gehören ebenfalls zum Bühnenalltag und sind oft beim Keyboarder zu finden, der damit Backing Tracks oder Sequenzen abfeuert oder gar die gesamte Bühnen-Show steuert.
Vorbereitung ist alles
Das wichtigste für den Keyboarder in einer Band ist die Vorbereitung des Equipments. Du musst dein Equipment perfekt beherrschen und blind bedienen können. Niemand wird darauf warten, dass du im Proberaum tausende Sounds ausprobierst, bis du dann schließlich den richtigen Sound gefunden hast. Brot & Butter-Sounds der wichtigsten Kategorien müssen stets präsent sein und von dir in blitzschnell aufgerufen werden können.
Übe, wie du schnell Split & Layer Sounds anlegst. Speichere dir Sound-Favoriten ab, auf die du schnell zugreifen kannst. Finetuning gehört nicht in die Probe, sondern wird später zu Hause erledigt.
Organisiere die Patches für Songs in einer Setlist, sodass du sie während der Probe und auch später der Show schnell aufrufen kannst.
Gehören zu deinem Equipment mehrere Keyboards und ein Mischpult, um deren Signale vorzumischen, musst du auch das Mischpult beherrschen. Übe den Umgang damit. Gleiches gilt für eventuell eingesetzte Software wie Ableton Live, Mainstage, Logic, Cubase oder was auch immer sonst noch auf der Bühne eingesetzt wird.
Nicht zuletzt solltest du in der Lage sein, dein komplettes Equipment in kürzester Zeit fehlerfrei aufzubauen. Die Verantwortung für alle Signale bis zur Stagebox des Veranstaltungstechnikers liegt bei dir.
Sound, Sound, Sound
Als Keyboarder wirst du mit dem Thema Sound viel stärker konfrontiert als jeder andere Musiker in der Band. Du wirst feststellen, dass Gitarristen, Bassisten und Schlagzeuger sehr selten vom Tontechniker für ihren Sound kritisiert werden, obwohl das in Zeiten von Kemper & Co zumindest für Gitarristen deutlich zugenommen hat, denn sie stehen hier vor ähnlichen Problemen wie der Keyboarder.
Viele Möglichkeiten erhöhen die Chancen, dass der Sound, der über die Lautsprecher zu Hause noch gut klang, vielleicht sogar im Proberaum auch noch passabel war, später über eine große PA alles andere als gut klingt. Beim komplexen Sound-Gemisch, das Keyboarder in der Regel ans Pult liefern, hat der Techniker aber kaum noch Möglichkeiten, gezielt einzugreifen. Deine Aufgabe ist es also, die Sounds vorher schon entsprechend vorzubereiten. Tiefe Bässe raus, sich aufdrängende Effekte (langer Hall!) raus, heftiges Stereo-Panning raus, fette Flächen ausdünnen und in der Mitte des Frequenzspektrums genügend Platz lassen.
Es gibt einige Bereiche, in denen Keyboarder sich gerne tummeln, die aber besser der E-Gitarre und dem E-Bass vorbehalten bleiben. E-Gitarren hingegen liefern oberhalb von 4 bis 5 kHz kaum noch nennenswerte Signalanteile, die der Tontechniker verwerten könnte. Deshalb klingt das solo gespielt drahtige Piano im Zusammenspiel so extrem gut, während der tolle Konzertflügel kaum zu hören ist. Tiefe und breite Flächen-Sounds sorgen für beeindrucktes Nicken der Zuhörer bei der solistischen Vorführung, dröhnen über die PA gespielt aber nur und beißen sich wahnsinnig mit der E-Gitarre und sogar mit dem Bass.
Lerne mehr über die Frequenzbereiche der Instrumente deiner Mitmusiker und berücksichtige das bei der Sound-Programmierung oder Auswahl. Höre auf das, was dir Techniker zurückmelden und ziehe es in deine Überlegungen für den nächsten Gig mit ein.
Als Keyboarder bist du also auch Sound Designer und solltest mit dem Equipment und den Möglichkeiten, die sich bieten, vertraut sein. Du bist zugleich Arrangeur deiner eigenen Signale, die du dem Tontechniker zur Verfügung stellst und musst genügend über das Thema Arrangement und Mix wissen, um hier arbeitsfähiges Material abzuliefern.