Grundlagen der Liedbegleitung
Erste Akkorderweiterungen
Bislang haben wir nur Dreiklänge betrachtet. Akkorde können jedoch aus mehr als drei Tönen bestehen. Im Folgenden zeige ich dir einige oft genutzte Erweiterungen oder Umformungen des C-Dur Dreiklangs:
Sexten und Septimen
Zu einem Dreiklang in Dur oder Moll können weitere Töne hinzugefügt werden. Häufig sind das zum Beispiel Sexten oder Septimen. Einen C-Dur Dreiklang mit hinzugefügter Großer Sexte bezeichnet man als C6, während die hinzugefügte Große Septime ihn zu einem Cmaj7 (oder C∆7 geschrieben) macht. Fügt man hingegen die kleine Septime hinzu, schreibt man C7. Ist der Grundakkord ein Moll-Akkord, entsteht durch das Hinzufügen der Kleinen Septime ein Cm7 Akkord. Ein sehr berühmtes Beispiel für die Verwendung von Sexten, großen und kleinen Septimen ist der Song “Something Stupid” von Frank und Nancy Sinatra.
Hier hören wir zum Beispiel zu Beginn der Strophe die Verbindung E – E6 – Emaj7 – E – Emaj7 und später die Variante E – E6 – Emaj7 – E6.
Doch auch Moll-Akkorde profitieren von der Sexte. Oft wird dann allerdings die Quinte weggelassen. Hier ein berühmtes Beispiel für eine Verbindung aus Moll-Akkord in Grundstellung, Moll-Akkord mit Sexte (ohne Quinte) und alteriertem Moll-Akkord (#5): Das James Bond Thema.
Sus-Akkorde
Nicht wirklich zu den Akkorderweiterungen gehören die Sus-Akkorde. Sie werden genauer gesagt als Vorhalte-Akkorde bezeichnet, weil sie etwas zurückhalten, was eigentlich an dieser Stelle erklingen sollte: die Terz des Akkords. Statt nun einen C-Dur Akkord zu spielen mit der Terz e zu spielen, halten wir die Terz zurück (suspendieren sie = suspended = sus) und spielen an ihrer Stelle eine Große Sekunde oder Reine Quarte. (d oder f). Geschrieben wird das als Csus2 oder Csus4. Während in der “Klassischen Musik” nach einem Sus-Akkord in der Regel die vorgehaltene Akkordterz erklingt, ist das in der Pop-Musik längst nicht so. Hier zählt eher der offene und besondere Klang der Sus-Akkorde und es wird nicht zwingend zur Terz hin aufgelöst.
Eine typische Verbindung, wie man sie zum Beispiel aus der Kirchenmusik kennt, ist: Csus4 – C – Csus2 – C oder Csus4 – Csus2 – C
Doch auch in der Pop-Musik hört man solche Verbindungen oft. Ein sehr berühmtes Beispiel ist der Song “I promised myself” von Nick Kamen. Hört euch mal das Intro der Gitarre an:
In diesem Song wimmelt es von Sus-Akkorden. Schon im Intro spielt die Gitarre:
A Asus2 Asus4 A
Auch in der Strophe wird dieses Pattern weitergeführt und die Terz des jeweiligen Dur- oder Moll-Akkords mit sus2 und sus4 umspielt. Später nutzt der Song dann oft sus4 als Vorhalt zur Terz (4-3 Vorhalt).
Alterierte Akkorde
Insbesondere im Jazz spielen alterierte Akkorde eine große Rolle. Werden einzelne Akkordtöne durch Vorzeichen erhöht oder erniedrigt, spricht man von einer Alterierung. Eine Alterierung der Quinte eines C-Dur Dreiklangs führt zum Beispiel zum spannungsgeladenen C+ oder C(#5) Akkord. Dieser Akkord wird dann als übermäßiger Dur-Akkord bezeichnet. Vermindert man die Quinte eines Moll-Dreiklangs um einen Halbton, entsteht ein C° oder Cm(b5) Akkord. Fügt man diesem nun noch eine Kleine Septime hinzu, spricht man von einem Cm7(b5) Akkord. Dieser wird auch als halbverminderter Akkord bezeichnet. Nimm man statt der Kleinen Septime eine verminderte Septime (bb7), entsteht ein vollverminderter Akkord C°7. Verminderte Akkorde werden oft anstelle des sogenannten Dominant-Sept-Akkords benutzt. Ein Dominant-Sept-Akkord ist ein Dur-Akkord mit hinzugefügter Kleiner Septime, der innerhalb einer Akkordfolge die Funktion einer Dominante erfüllt (dazu an anderer Stelle mehr).
Alterierte Akkorde erzeugen viel Spannung und brechen aus der gewohnten Dur-Moll-Langeweile aus. Sie machen ein Stück interessanter und prägen es durch ihren Klang. Durch die häufige Verwendung im Jazz nutzen Pop- und Rock-Musiker diese Akkorde häufig, um ihren Stücken einen jazzigen Touch zu verleihen.
Zusammenfassung
Durch kleinere Veränderungen an Dreiklängen oder durch das Hinzufügen weiterer Töne werden Akkorde erst so richtig interessant. Du hast in diesem Artikel einige wenige Möglichkeiten kennengelernt, Dur- und Moll-Akkorde zu verändern und so Stücke interessanter zu gestalten. Die Klangbeispiele haben dir einen Eindruck davon vermittelt, wie berühmte Stücke diese Akkorde einsetzen. Natürlich gibt es noch viele weitere Akkorderweiterungen mit Nonen (9), Undezimen (11) oder Tredezimen (13). Diese können wieder durch Vorzeichen verändert (alteriert) werden. Probiere doch zunächst einmal dir bekannte Akkorde mit den oben vorgestellten Veränderungen aus und versuche, mit ihrer Hilfe eigene Akkordverbindungen zu erschaffen. Die Wirkung von Akkorden lernst du dadurch, dass du sie nutzt. Mache dich außerdem mit ihrem Klangbild vertraut und lerne, sie in bekannten Stücken bewusst herauszuhören. Insbesondere bei den Sus-Akkorden sollte das in kürzester Zeit möglich sein, doch auch Akkorde mit Kleiner Septime oder Großer Septime lassen sich schnell heraushören.