Grundlagen: Improvisation mit Pentatonik
Die pentatonische Skala dürfte zu den meistgespielten Skalen der Rockmusikgeschichte zählen. Wohl jeder Gitarrenschüler lernt sie für die Improvisation. Wer kennt nicht den typischen Fingersatz der a-Moll Pentatonik in der V. Lage? Tust du dich auch schwer damit, aus dem ewigen Auf und Ab der pentatonischen Tonfolge beim Improvisieren auszubrechen? In diesem Artikel zeige ich dir einige Ideen, die mir dabei geholfen haben:
Idee A: Töne überspringen
Eine einfache Möglichkeit eine Tonfolge aufzubrechen ist das Überspringen von Tönen. Lässt man beim Aufwärtsspielen der a-Moll Pentatonik jeden zweiten Ton weg und spielt die ausgelassenen Töne dann beim Abwärtsspielen, ergibt sich ein interessantes Arpeggio:
Rhythmische Varianten
Aus diesem Arpeggio lassen sich nun durch das Erzeugen rhythmischer Varianten unendlich viele interessante Strukturen für deine Improvisation erzeugen. Denk daran: Du musst das Arpeggio niemals ganz spielen: Du kannst auch nur eine kurze Folge daraus spielen, diese als Repeating Pattern wiederholen oder was auch immer dir gerade dazu einfällt. Trotzdem passt das, was du daraus machst überall da, wo auch die pentatonische a-Moll Skala passt.
Idee B: Tonfolge vertauschen
Wenn man aus der typischen Skalendudelei ausbrechen möchte, ist es eine gute Idee, die Tonfolge der ursprünglichen Skala wo immer es geht zu vermeiden. Hier kommt eine weitere Idee, bei der einfach die Tonfolge vertauscht wurde. Bei Sechzehnteln nehme ich mir dazu immer die Töne einer Vierergruppe vor, bei Triolen einer Dreiergruppe. Das fühlt sich zunächst ungewohnt an, weil der einfach zu merkende Fingersatz der a-Moll Pentatonik aufgebrochen wird. Es fließt zu Beginn deshalb nicht so schön wie das reine Abspulen der Pentatonik in der Originaltonfolge. Doch hast du dich einmal daran gewöhnt, werden dir solche oder ähnliche Folgen für deine Improvisation kein Problem mehr bereiten und sich genauso flüssig spielen lassen:
Idee C: Licks mit vertauschter Tonfolge bauen
Hier siehst du ein weiteres Beispiel mit vertauschten Tönen innerhalb einer Sechzehntelgruppe. Dieses Mal habe ich ein kleines Lick konstruiert.
Idee D: Chromatisch umspielen
Jetzt wird es exotisch! Beim folgenden Beispiel nutze ich den verinnerlichten Pentatonik-Fingersatz und verberge die Töne der a-Moll Pentatonik, indem ich jedem Ton der Pentatonik einen um einen kleine Sekunde entfernten Ton vorsetze. Das Ergebnis sind zwei pentatonische Skalen, die ineinander verschachtelt wurden: Blendest du die Töne der a-Moll Pentatonik in der V. Lage aus, bleiben die Töne der g#-Moll Pentatonik in der IV. Lage übrig! Das sieht dann so aus:
Natürlich könntest du daraus eine weitere Idee entwickeln, indem du die beiden ineinander verschachtelten Skalen einfach “umdrehst”, also die zwei Töne jeder legato gespielten Zweiergruppe vertauschst. Du könntest es auch auf dem “Hinweg” anders machen als auf dem “Rückweg”. Oder du veränderst den Rhythmus, überspringst Saiten oder vertauscht die Töne bei jedem Saitenwechsel. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, mit der Pentatonik zu spielen, ohne dass es langweilig klingt.
Hier nun noch einmal alle Hörbeispiele hintereinander weg, damit du den Weg von der langweiligen pentatonischen “Urfolge” weg noch einmal nachvollziehen kannst:
Zum Schluss die Notenbeispiele als PDF zum Download:
Fazit
Nicht die Pentatonik ist langweilig, sondern höchstens die Art und Weise, wie sie häufig gespielt wird. Unzählige berühmte Gitarristen verwenden die pentatonische Skala für ihre Improvisationen. Mit einigen einfachen Tricks kannst du aus den fünf Tönen interessante Licks, Riffs, Runs und ganze Soli zaubern. Lass deine Fantasie spielen und nutze die hier gezeigten Beispiele, um eigene Ideen zu entwickeln.