Praxis E-Gitarre: The Final Countdown
Das Gitarrensolo des Songs The Final Countdown der schwedischen Hardrocker Europe dürfte wohl jedem gut bekannt sein. In diesem Artikel befassen wir uns mit dem Aufbau und den Spieltechniken des Solos.
Analyse des Solos
Das Solo von The Final Countdown besteht größtenteils aus einem einfachen Repeating Pattern, das auf der h(b)-Saite und der hohen e-Saite gespielt und verschoben wird. Die Spielpositionen auf der Gitarre, das Pattern selbst und das Verschieben veranschaulichen schön das Hörerlebnis. Man könnte das Solo also als “ikonisch” beschreiben. Schauen wir uns das Pattern einmal genauer an:
Das Pattern besteht aus den Dreiklangstönen des jeweils zugrunde liegenden Akkords. Die Akkorde sind:
Hm (Bm) |A |D |G |Em |
Das Repeating Pattern sieht folgendermaßen aus:
Beachte die Verschiebung der beiden 32tel Noten innerhalb jeder Sechzehntelgruppe. Diese Verschiebung macht das Pattern erst interessant.
Ansonsten besteht das Pattern aus einer simplen Dreiklangsbrechung des Hm (Bm) Dreiklangs mit den Tönen d, h und fis. Der Dreiklang wird einmal vom tiefsten zum höchsten Ton gespielt und wieder zurück. Das Pattern besteht also aus einem simplen Arpeggio.
Dieses Pattern wird nun auf der h(b)- und e-Saite verschoben:
der nächste Dreiklang ist cis, e, g und beruht auf dem darunter liegenden A-Dur Akkord. Der Ton cis ist die Terz, das e die Quinte und g die kleine Septime. Es handelt sich hier um einen Dominantseptakkord, der zum nächsten Akkord als Tonika führt: D-Dur. Das D-Dur Arpeggio hat die Töne d, fis, a und bildet also wieder den Dreiklang in Grundstellung ab. Nun rutscht der Gitarrist in den 8. Bund herunter und spielt dort die Töne g, h und d, die dem G-Dur Dreiklang entsprechen.
Es folgt ein kleiner Übergang von G-Dur zur Moll-Parallele E-Moll: eine simple tonleiterbasierte Phrase.
Bevor sich das Pattern wiederholt, wird eine typische Blues-Phrase über die Akkorde Hm (Bm) und A gespielt. Diese bedient sich der Hm (Bm) Bluesskala im 7. Bund:
Einige Bendings und das Umspielen der Blue Notes machen diese schnelle Phrase aus, die ich dir im Video noch näher vorstellen werde.
Danach geht es wieder in den A-Teil des Solos mit den identischen Arpeggios und dann endet das Solo mit zwei Bendings, bevor sich wieder in der bekannte Keyboard-Part aus dem Intro des Songs anschließt.
Sound & Spieltechnik
Gitarrist Jon Norum spielte damals gerne Stratocaster Modelle und ist im Video zu The Final Countdown auch mit einer Stratocaster zu sehen. Der weiche und singende Gitarren-Sound ist am besten mit dem Hals-Pickup zu erreichen. Die Verzerrung ist typisch für die 1980er Jahre und nicht zu brachial. Vermutlich ein aufgerissener und mit Tubescreamer geboosteter Marshall JCM 800. Dieses Marshall Modell war in den 1980ern sehr angesagt in diesem musikalischen Genre. Die musikalischen Vorbilder Richie Blackmore, Eddie Van Halen und Gary Moore lassen sich auf dem Album gut heraushören und klingen immer wieder in seinem Spiel durch und auch in seinem Sound.
Möchte man das Solo authentisch nachspielen, benötigt man zudem ein verstimmungsfreies Vibratosystem. Das Solo klingt aber auch auf jeder anderen Gitarre gut und in den letzten Jahren hat Jon Norum es häufig auf eine Les Paul oder ähnlichen Modellen gespielt.
Der Arpeggio-Part ist mit einer zweiten Stimme gedoppelt. Live hat Jon Norum das Solo jedoch als alleiniger Gitarrist immer einstimmig gespielt und auch auf die Trickkiste mit dem Harmonizer (Pitch Shifter) verzichtet, obwohl dieser Effekt damals durchaus auch bei Live-Gitarristen angesagt war. Jon Norum schlägt fast alle Töne des Repeating Pattern an, es lässt sich aber auch mit Hammer On und Pull Off spielen, was im schnellen Tempo leichter zu realisieren ist. Spielt man allerdings den höchsten Ton jeweils mit dem Plektrum, arbeitet man schöner die Verschiebung der 32tel Noten im Pattern heraus. Es lohnt sich, beide Varianten zu üben.