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Warum Musiker Tontechnik kennen sollten

Ich bin Musiker und kein Techniker. Um die Tontechnik sollen sich die Tontechniker kümmern. Ich muss das nicht können. Weit gefehlt. Warum du die Grundlagen der Tontechnik beherrschen solltest, erfährst du in diesem Artikel.

Zwei Seiten einer Veranstaltung: Musiker auf der Bühne und Tontechniker am Mischpult. Doch kann man beides trennen?

Der wichtigste Beitrag

Dies ist vermutlich der wichtigste Beitrag auf music-sensei.com und du solltest ihn sehr aufmerksam lesen. Musiker müssen sich mit Tontechnik auskennen und zumindest die Grundlagen ihres jeweiligen Arbeitsfeldes (Bühne oder Tonstudio) kennen.

In den vergangenen Jahren habe ich in einer professionellen Band gespielt. Es war eine Tour-Produktion mit einem Imitator, bis zu sechs Tänzerinnen und einer vierköpfigen Band. Vor jedem Show-Beginn das immer gleiche Drama: der Techniker steht mit dem Technik-Rider auf der Bühne und beschwert sich, das alles anders ist als dort beschrieben. Als ich 2020 als Keyboarder eingestiegen bin, wurde irgendwann klar, dass ich mich mit Tontechnik auskenne. Schnell wurde mir der Technik-Rider zugeschoben und auch die Anrufe der Beschallungsfirmen bei mir ließen nicht lange auf sich warten. Trotzdem ging am Ende viel schief, weil vom für das Booking verantwortlichen Musiker veraltete Rider herausgegeben wurden, aus Kostengründen wichtige Teile ohne Rücksprache gestrichen wurden oder aber der Technik-Rider die Beschallungsfirmen gar nicht erst erreichte. Es fehlte einfach das Bewusstsein für die Wichtigkeit dieses Stück Papiers.

Beim Soundcheck ging das Drama dann weiter: Die Kommunikation mit den verantwortlichen Technikern funktionierte einfach nicht. Wenn Musiker nicht wissen, was der Techniker für den Soundcheck benötigt, um die PA und das Monitoring richtig einzustellen oder die Signale gut auszusteuern, endet das am Ende in einem schlechten Sound. Musiker, die nicht wissen, wie sie sich vor einer lauten Monitorbox mit dem Mikrofon in der Hand zu verhalten haben, verschulden die Rückkopplungen, nicht der Techniker. Wenn dem Schlagzeuger nicht klar ist, dass ohne gute Stimmung und entsprechende Dämpfung der Felle seines Schlagzeugs diese Nachschwingen werden und selbst der beste EQ nicht in der Lage ist, das zu beheben, führt das zu einem schlechten Sound. Was ist zu tun?

Kenne die Grundlagen

Um solche Situationen zu vermeiden, ist kein Tontechnikstudium oder eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker notwendig. Notwendig ist die Kenntnis einiger Grundlagen, zum Beispiel der Beschallungstechnik:

  1. Wie funktioniert ein Mikrofon?
  2. Was macht die Richtcharakteristik?
  3. Wie entstehen Rückkopplungen?
  4. Wie vermeide ich Rückkopplungen?
  5. Was ist eine DI-Box?
  6. Was ist Phantomspeisung?
  7. Was macht der Techniker mit dem EQ und was nicht?
  8. Was macht ein Kompressor? Wofür wird er eingesetzt?
  9. Wie funktioniert das Monitoring?
  10. Wie wird ein Schlagzeug mikrofoniert?
  11. Wie funktioniert mein eigenes Instrument?
  12. Welche Frequenzbereiche sind wichtig für welches Instrument?
  13. Welche Kabel gehören an welches Gerät und wie unterscheiden sie sich?
  14. Wie entsteht eine Brummschleife und wie vermeide ich sie?
  15. Was gehört in den Technik-Rider?

 

Das sind nur einige Beispiele, vermutlich ließe sich die Liste noch fortsetzen. Hinter den Antworten verbirgt sich nicht etwa Spezialwissen, das nur ein Fachmann verstehen kann. Es sind vielmehr die Grundlagen, die man als Musiker einfach kennen muss, wenn man mit dem Musizieren sein Geld verdient.

Ähnlich ist es im Tonstudio. Wer nicht weiß, was eine DAW ist, wie die Arbeit im Tonstudio aussieht, was ein Click ist, was der Tontechniker im Mix beheben kann und was nicht, welche Sounds im Mix gut klingen und welche nicht, wie das Monitoring im Tonstudio funktioniert, was Latenzen sind und warum Gitarren in der Regel gedoppelt werden und man deshalb nicht nur seine Parts gut spielen können muss, sondern auch die Nebengeräusche (Spieltechnik, Verstärker, Effektpedale) niedrig zu halten sind, der hat meines Erachtens im Tonstudio nichts zu suchen. Kein Tontechniker wünscht sich fruchtlose Diskussionen mit Musikern, die keine Ahnung von seinem Job haben und nicht einsehen wollen, warum etwas gerade nicht funktioniert und man wertvolle Studiozeit vergeudet.

Fazit

Antworten auf die wichtigsten Fragen findest du hier auf music-sensei.com. Die meisten Artikel richten sich nicht an Spezialisten, sondern an Musiker. Hier geht es nicht um Details, sondern um die grobe Funktionsweise der Technik, von Abläufen, der Software und so weiter. In meinen Augen sind diese Themen weitaus wichtiger als die perfekte Spieltechnik, die niemanden begeistern wird, wenn der Sound am Ende nicht stimmt. Das ist übrigens auch der Grund für mein kleines Buch “Tontechnik in der Schule”. Hier geht es nicht darum, Musiklehrer zu Tontechnikern auszubilden, sondern darum, ihren Sinn für die Tontechnik zu schärfen und selbst mit einfachem Grundlagenwissen die nächste Schulveranstaltung, für die viele Schüler (und Lehrer) hart gearbeitet haben, zu einem positiven Erlebnis zu machen.

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