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Wieviel darf oder sollte eine Gitarre kosten?

Anfänger stehen oft vor dem Problem, dass sie nicht nur mit einer riesigen Instrumentenauswahl konfrontiert werden, sondern auch mit sehr vielen verschiedenen Preiskategorien. Lohnt es sich, gleich zu Beginn eine teure Gitarre zu kaufen? Was heißt überhaupt teuer? Hier erfährst du alles, was du für den Kauf einer Anfängergitarre berücksichtigen solltest.

Billig, günstig, teuer, preiswert?

Zunächst einmal sollten wir festhalten, dass es drastische Unterschiede zwischen billig, günstig, teuer und preiswert gibt. Das Wort “billig” hat auch gleich eine negative Konnotation. Es ist abwertend und man darf das auch ruhig so verstehen. Ein billiges Instrument hat auch eine entsprechend niedrige Qualität. Günstig hingegen kann ein Instrument sein, weil es gerade im Preis reduziert wurde. Es ist vielleicht ein Schnäppchen. Das Wort “preiswert” beinhaltet eigentlich schon, um was es geht: Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt hier. Du bekommst für den bezahlten Preis einen entsprechenden Gegenwert. Teuer ist ebenso negativ besetzt wie billig und wir empfinden etwas als teuer, wenn dass Preis-Leistungsverhältnis unserer Meinung nach nicht stimmt.

Preisklassen

Es gibt natürlich sehr viele verschiedene Preisklassen und im Prinzip gibt es kein oberes Limit. Die günstigsten Instrumente finden sich in der Preisklasse bis 99€. Von diesen Instrumenten möchte ich dir ausdrücklich abraten.

Warum? Eine Akustikgitarre besteht aus verschiedenen Materialien, die größtenteils am Klang und an der Bespielbarkeit beteiligt sind. Das ist in erster Linie erst einmal der Werkstoff Holz. Holz gibt es in ganz verschiedenen Ausprägungen und du kennst das vielleicht vom Möbelkauf. Das Material günstiger Möbel als Holz zu bezeichnen ist eine Beleidigung für jeden Baum, der dafür gefällt wurde. Hier handelt es sich um Materialien, die nur entfernt etwas mit Holz zu tun haben wie Pressspanplatten oder MDF (mitteldichte Holzfaserplatte). Im günstigsten Fall wird Sperrholz verwendet, bei dem es sich um miteinander verleimte dünne Holzschichten handelt. Letzteres wird auch bei billigen Gitarren gerne eingesetzt.

Gute Einstiegsinstrumente starten bei 100€ bis 250€. Instrumente, die man auch als Fortgeschrittener noch gerne spielt, finden sich in der Preisklasse zwischen 250€ und 500€. In der Preisklasse von 500€ bis 1000€ sind bereits sehr gute Instrumente zu finden, die eigentlich (fast) keine Wünsche mehr übrig lassen. Ab 1000€ finden dann die Profis geeignete Instrumente, die als Werkzeug für den täglichen Gebrauch auf der Bühne oder im Studio gedacht sind.

Decke

Der wichtigste Teil einer Akustikgitarre ist die schwingende Decke. Gitarrenbauer investieren in der Regel viel Zeit, diese zu konstruieren, damit die Gitarre später auch gut klingt. Bei niedrigpreisigen Instrumenten besteht die Decke in der Regel aus Sperrholz, während bessere Instrumente hier auf Massivholz setzen. Die Schwingungseigenschaften von massiven Holz sind denen von Sperrholz überlegen. Das Instrument wird also im Optimalfall mit einer massiven Decke einen schöneren Klang erzeugen.

Lass dich nicht von der Optik und den Herstellerangaben blenden: Die schöne Maserung vieler Instrumente kommt durch eine Laminierung mit einer sehr dünnen Holzschicht und verweist nicht auf eine massive Holzdecke!

Erste Instrumente mit massiver Decke bekommst du bereits ab circa 130€ im Fachhandel. Dieser recht geringe Aufpreis gegenüber den typischen Sperrholz-Decken in der Preisklasse unter 100€ sollte es dir wert sein.

 

Mechaniken

Die Mechaniken einer Gitarre bestimmen maßgeblich darüber, wie gut sich das Instrument stimmen lässt oder auch die Stimmung hält. Gute Mechaniken kosten Geld. Wer mal bei einem der großen Online-Musikhändler unter Ersatzteilen für Akustikgitarren schaut, wird von 5€ bis über 400€ verschiedene Mechaniken finden. Gute Mechaniken bekommt man ab circa 60€. Sehr gute Mechaniken kosten über 200€. Alles unter 60€ ist bestenfalls brauchbar bis Müll. Bei einem Instrumentenpreis von 150€ kannst du dir also ausrechnen, dass hier keine sonderlich hochwertigen Mechaniken verbaut sind. Du solltest deshalb unbedingt das Instrument im Laden einige Male selbst stimmen. Lass dir dazu ein Stimmgerät aushändigen und führe den Vorgang mehrfach durch. Überprüfe auch, wie gut das Instrument die Stimmung hält. Natürlich kann man die Mechanik auch gegen ein besseres Modell austauschen. Ob sich das lohnt, hängt von den übrigen Eigenschaften der Gitarre ab.

Oktavreinheit, Bünde, Saitenlage

Die saubere Verarbeitung des Instruments wirkt sich direkt auf die Bespielbarkeit aus und auch die Intonation. Sind Bünde nicht vernünftig eingesetzt und abgerichtet, leidet die Bespielbarkeit. Gleiches gilt für die Saitenlage. Eine sehr hohe Saitenlage erfordert viel Kraft beim Spielen und sie ist bei Akustikgitarren in der Regel nicht so einfach selbst einzustellen. Der Weg zum Gitarrenbauer wird fällig und das Einstellen verschlingt Geld. Stimmt die Oktavreinheit nicht, klingen verschiedene Akkorde verstimmt, obwohl die Leersaiten auf die richtige Tonhöhe gestimmt wurden. Auch das ist in der Regel nur von einem Gitarrenbauer zu beheben.

Bei billigen Instrumenten wird oft nicht nur an den Materialien gespart, sondern auch bei der Qualitätskontrolle. Deshalb fallen solche Mängel nicht auf (oder sind den Herstellern egal). Doch gerade diese Mängel mindern dann den Spielspaß enorm und sorgen für mehr Frust als Lust. Bei Gitarren in der Preisklasse ab 250€ darf erwartet werden, dass Bünde, Saitenlage und Oktavreinheit stimmen. Sprich den Verkäufer im Laden auf diese Punkte an. Ein seriöser Verkäufer wird dich diesbezüglich gut beraten und kennt die Problemstellen der einzelnen Instrumente.

Mehr Geld, mehr Spaß?

Lohnt es sich also, deutlich mehr Geld zu investieren, damit der Spielspaß garantiert ist? Natürlich nicht. Ob man mit einem Instrument Spaß hat oder eben auch nicht, hängt ja nicht allein von der Qualität der Gitarre ab. Dennoch ist sie ein nicht zu unterschätzendes Kriterium. Wer sich hinsichtlich seiner musikalischen Fähigkeiten unsicher ist, greift auf Gitarren in der Preisklasse zwischen 100€ und 150€ zurück. Das gilt insbesondere für Instrumente für Kinder. Richtig schöne Instrumente findet man schon in der Preisklasse zwischen 150€ und 250€. Fortgeschrittene Schüler und Wiedereinsteiger sollten sich hier umschauen. Soll die Gitarre nicht nur gelegentlich gespielt werden, sondern vielleicht auch in einer Band, ist man bei den Instrumenten zwischen 250€ und 500€ genau richtig. Hier gibt es bereits vollmassive Instrumente mit guten Tonabnehmersystemen und hervorragender Bespielbarkeit. Mit steigenden Ambitionen eröffnet dann der Preisbereich ab 500€ noch einmal eine neue Klangdimension. Sehr anspruchsvolle fortgeschrittene Gitarristen werden dann oberhalb von 1000€ fündig. Gelegenheitsspieler sind hier eher nicht die Zielgruppe.

Wie bei allen akustischen Instrumenten darf man schon mit Fug und Recht behaupten, dass die Qualität und der Klang mit steigendem Preis zunehmen. Gerade bei den Einstiegsinstrumenten liegen zwischen den Billiginstrumenten unter 100€, den Instrumenten von 100€ bis 150€ sowie den Instrumenten von 150€ bis 250€ oft bereits Welten. Wenn es die Möglichkeit gibt, mit einem guten Leihinstrument für die ersten Wochen zu starten, solltest du das tun. Merkst du dann, dass dir das Gitarrespielen liegt und du gerne übst und spielst, ist die Preisklasse zwischen 150€ und 250€ eine gute Empfehlung. Je nach Hersteller gibt es hier bereits Instrumente mit massiver Decke und teils sogar vollmassive Instrumente. Gute Hersteller in dieser Preisklasse sind Ibanez, Fame, Fender und Yamaha. Insbesondere die Marke Fame hat in dieser Preisklasse einige großartige Gitarren wie die vollmassive Fame GM-50TH All Solid 50th Anniversary Edition, die derzeit für 222€ zu haben ist.

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